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Bußgeldkatalog Geschwindigkeit: Bußgeld, Punkte und Fahrverbot

Blitzer und Radarfallen – Diese Messgeräte gibt es in Deutschland

Vom Blitzer erwischt? Wussten Sie, dass Sie gegen eine Geschwindigkeitsüberschreitung Einspruch einlegen können?

Veröffentlicht am 01.09.2022 | geändert am 30.06.2025 | von Julia Obrazova | Lesezeit: 4 min

Blitzer – das Wichtigste in Kürze

  • „Blitzer“ ist der Sammelbegriff für verschiedene Messprinzipien: Radar, Lidar/Laser (Säulen & Anhänger), Lichtschranken/Helligkeitssensoren, Induktions-/Koaxialschleifen, Video‑Nachfahren/Brückensysteme, Section Control, Ampel‑ und Handy‑Blitzer.
  • Die Verstoßart entscheidet über das System: Geschwindigkeit (Radar/Lidar/ESO/Schleifen/Section), Abstand (VSTP/VAMA/Video), Rotlicht (Ampelblitzer), Handy am Steuer (Monocam).
  • Alle Verfahren haben Fehlerquellen (Aufstellung/Winkel, Zuordnung, Software/Eichung, Dokumentation). Eine Prüfung kann sich lohnen – besonders bei Punkten/Fahrverbot.
  • Weiterführende Gerätekarten (Auswahl): Multanova, PoliScan, PoliScan Speed, Enforcement‑Trailer, ESO (ES 3.0 / ES 8.0), Provida 2000, VSTP, Monocam.



Grundlagen: Wie Blitzer messen

Ziel der Verkehrsüberwachung ist es, gefährliche Verstöße (Geschwindigkeit, Abstand, Rotlicht, Handy) gerichtsfest zu dokumentieren. Je nach Umfeld und Verstoß werden unterschiedliche Messprinzipien eingesetzt:

Gut zu wissen: Messprinzipien der Blitzer
  • Radar: bestimmt die Geschwindigkeit über den Doppler-Effekt reflektierter Mikrowellen.

  • Lidar / Laser: misst Entfernungsänderungen über Lichtimpulse; sehr gute Spurtrennung bei Säulen oder Anhängern.

  • Lichtschranke / Helligkeitssensor: Weg-Zeit-Messung über Fotozellen oder Helligkeitsprofile (z. B. ESO ES-Serie).

  • Induktions- / Koaxialschleifen: in der Fahrbahn eingelassene Sensoren zur dauerhaften Erfassung von Tempo und Rotlichtverstößen.

  • Video-Nachfahrsysteme / Brückensysteme: Videoaufzeichnung zur Ermittlung von Geschwindigkeit und Abstand (z. B. Provida, VKS, VSTP, VAMA).

  • Section Control: berechnet die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen Ein- und Ausfahrt eines Abschnitts.

  • Ampelblitzer: Kombination aus Induktionsschleifen (Haltelinie) und Kamera zur Ahndung von Rotlichtverstößen.

  • Handy-Blitzer: automatisierte Bildanalyse (z. B. Monocam) zur Erkennung von Smartphone-Nutzung am Steuer.

Messsysteme im Überblick (mit Beispielen)

Messsystem Beschreibung
Radar Tempo über Doppler‑Effekt; etabliert außerorts/Autobahn. Beispiele: Multanova, TRAFFIPAX, Mesta 208.
Lidar/Laser (Säule/Anhänger) Präzise Spurzuordnung durch Lichtimpulse; stationär & mobil. Beispiele: PoliScan, PoliScan Speed, Enforcement‑Trailer.
Laser (Handmessgeräte) Punktmessung per Laser durch Polizeibeamte; sehr flexibel. Beispiele: Laserpistole, Riegl, TruSpeed/TruCAM, Leivtec XV3.
Lichtschranke / Helligkeitssensor Weg‑Zeit‑Messung über Fotozellen/Helligkeitsprofile; präzise bei korrektem Aufbau. Beispiel: ESO ES 3.0 / ES 8.0, OptoSpeed.
Induktions-/Koaxialschleifen Sensorik in der Fahrbahn; dauerhaft & wetterunabhängig. Beispiel: VDS M5 Speed.
Video‑Nachfahren / Brückensysteme Tempo/Abstand per Video aus Zivilfahrzeug oder Brücke. Beispiele: Provida 2000, VKS, ViDistA, VSTP, VAMA.
Section Control Durchschnittsgeschwindigkeit auf Streckenabschnitten; konstant & schwer zu „tricksen“.
Ampelblitzer Rotlichtüberwachung per Schleifen & Kamera; oft kombiniert mit Tempo‑Erfassung an Kreuzungen.
Handy‑Blitzer Automatisierte Bildauswertung zur Erkennung der Smartphone‑Nutzung. Beispiel: Monocam.

Sortierung nach Verstoßarten

Verstoßart Typische Messsysteme Beispiele (Geräte/Seiten)
Geschwindigkeit Radar, Lidar/Laser, Lichtschranke/Helligkeitssensor, Schleifen, Section Control Multanova, PoliScan, PoliScan Speed, ESO ES 3.0 / ES 8.0, VDS M5 Speed
Abstand Video‑Brücke/‑Nachfahren VSTP, VAMA, Provida 2000, VKS
Rotlicht Ampelblitzer (Schleifen + Kamera), Lidar an Knotenpunkten PoliScan, Multanova
Handy am Steuer Automatisierte Bildanalyse Monocam

Einsatz: innerorts/außerorts/Autobahn & stationär/mobil

Umfeld Stationär Mobil/Anhänger Hinweise
Innerorts PoliScan‑Säulen, Ampelblitzer Enforcement‑Trailer, ESO ES Gefahrenstellen (Schulen/Kreuzungen), enge Kurven: Aufstellwinkel beachten
Außerorts PoliScan Speed, Radarstationen Laser‑Handmessung, mobile Radarfallen Lange Sichtstrecken; Reflexionen/Spurzuordnung im Blick behalten
Autobahn VSTP/VAMA, Großanlagen Provida 2000, mobile ESO Kombination Tempo + Abstand häufig; Kalibrierung/Referenzpunkte entscheidend

Vergleich der Verfahren

Kriterium Radar Lidar/Laser (Säule/Anhänger/Hand) Lichtschranke/Helligkeit Video/Abstand
Spurzuordnung Mittel (Umfeldabhängig) Sehr gut (Säulen/Anhänger); Handmessung abhängig von Zielaufnahme Gut bei sauberer Fotodokumentation Gut (Video + Auswertung)
Flexibilität Hoch (mobil/stationär) Sehr hoch (Säule/Anhänger/Hand) Mittel (Aufbau nötig) Mittel (Fahrzeug/Brücke notwendig)
Witterungseinfluss Gering Mittel (Regen/Nebel/Blendung) Mittel (Fremd-/Streulicht) Mittel (Sichtlinie/Kamerawinkel)
Dokumentation Foto + Messprotokoll Foto/Datensatz + Protokoll Fotofolge + Aufbauprotokoll Videodatei + Kalibrier-/Referenznachweise
Häufige Angriffspunkte Winkel, Reflexionen, Zuordnung Software-/Algorithmusstand, Aufstellort, Bedienung Sensorabstände, Zuordnung, Fremdlicht Kalibrierung, Referenzen, Perspektive

Spezial: ESO ES 3.0 & ES 8.0 – Einseitensensoren (Helligkeitssensoren)

Die Einseitensensoren ES 3.0 und ES 8.0 (heute Kistler Instrumente GmbH; früher ESO) werden überwiegend mobil zur amtlichen Geschwindigkeitsmessung eingesetzt. Sie arbeiten nicht mit Radar oder Laser, sondern als Helligkeitssensor: Fünf (ES 3.0) bzw. sechs (ES 8.0) optische „Augen“ erfassen Helligkeitsveränderungen im Verkehrsraum und bestimmen daraus über Weg‑Zeit‑Berechnung die Geschwindigkeit. Der Sensor löst das Foto typischerweise 3 m hinter der Messlinie aus (sog. Fotolinie), die gesondert dokumentiert wird.


Aspekt ES 3.0 ES 8.0
Sensorik & Prinzip 5 Sensoren in Reihe; mittlerer + äußere liefern Weg‑Zeit; zusätzliche Sensoren schätzen Seitenabstand 6 „Augen“, zusätzlich Laser‑Abstandsmessung zur besseren Zuordnung; Funk/ Akku‑Betrieb für schnelleren Aufbau
Aufbau & Ausrichtung Neigungswasserwaage überträgt Fahrbahnneigung auf den Sensor; korrekter Winkel essenziell Strengere Aufbauvorgaben (Sensor/Kamera‑Abstände); Schulungspflichten für Messpersonal; Protokollierung verschärft
Dokumentation Fotolinien‑Nachweis (3 m hinter Sensor) erforderlich; Seitenabstandswert zur Zuordnung mehrerer Fahrzeuge Auswertung über ESO/Referenzrechner (spezielle Auswertesoftware und Hardware); klare Vorgaben
Praxisdiskussionen Historisch Debatten zu Softwareständen, Rohmessdaten & Zielzuordnung; Einfluss moderner LED‑Lichter bei Nachtmessungen thematisiert Frühere Rev.-Stände mit Verfahrensdiskussionen (z. B. Funkstabilität/Auswertung); neuere Revisionen adressieren bekannte Punkte
Besonderheiten Rohmessdaten erlauben nachträgliche Plausibilisierung (Fahrzeug vollständig erfasst? Räder‑Artefakte?) Strengere Messprotokolle und festgelegte Hardware‑/Software‑Umgebung erhöhen Reproduzierbarkeit
Typische Angriffspunkte Aufstell‑/Neigungsfehler; unklare Fotolinie; Seitenabstand/Zuordnung; (ältere) Software‑Stände; Dokumentationslücken Fehlende/ungeeignete Auswertehardware; Funkabbrüche (frühe Revs.); Schulungs‑/Protokolldefizite


Von hinten/seitlich geblitzt? In der Praxis sind Messungen mit rückwärtiger Aufnahme oder starker Seitenlage möglich, erfordern aber eine besonders saubere Fotolinien‑ und Zuordnungsdokumentation. Fehlt diese, kann die Verwertbarkeit im Einzelfall beeinträchtigt sein. Seitenabstandswert: Dient der Zuordnung in Mehrfahrzeugsituationen; wird aus Sensorgeometrie (z. B. 2. und 4. Sensor) abgeleitet. Bei großer Fahrbahnbreite (≈ max. 18 m) steigt die Anforderung an die Auswertung.


Toleranzen & Eichung

Zur Kompensation unvermeidbarer Messunsicherheiten wird ein Toleranzabzug vorgenommen. Richtwerte aus der Praxis:


Messverfahren Toleranzabzug Hinweise
Radar / Lidar / Lichtschranke / Helligkeitssensor 3 km/h (bis 100 km/h) · 3 % (über 100 km/h) Gilt typischerweise bei geeichten, ordnungsgemäß betriebenen Geräten
Video‑Nachfahren (Provida etc.) 5 % (mind. 5 km/h) Kalibrierung, Parallelfahrt & Referenzpunkte entscheidend
Nicht (mehr) geeicht Erhöhte Abschläge/Beweisprobleme Einzelfallabhängig; Eichmarken/‑fristen prüfen


Eichung: Für amtliche Messungen ist eine gültige Eichung erforderlich. Nicht der Schein allein, sondern die unbeschädigte Eichmarke am Gerät weist die fortbestehende Eichgültigkeit nach.


Die wichtigsten Fragen zu Blitzern in Deutschland

Was sind Blitzer und welche Messarten gibt es?
Unter „Blitzer“ versteht man Geräte zur automatisierten Verkehrsüberwachung. Je nach Einsatz kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz:
  • Radarblitzer – messen die Geschwindigkeit per elektromagnetischer Wellen.
  • Laserblitzer (Lidar) – arbeiten mit Lichtimpulsen, stationär, mobil oder als „Enforcement Trailer“.
  • ESO-Blitzer – wie der ESO ES 3.0 oder ESO ES 8.0, die mit Helligkeitssensoren arbeiten.
  • Lichtschranken – mehrere parallele Strahlen messen die Zeitdifferenz beim Durchfahren.
  • Section Control – erfasst die Durchschnittsgeschwindigkeit auf einem Streckenabschnitt.
  • Video-Nachfahrsysteme – werden bei Abstandsverstößen genutzt (z. B. VKS).

Welche Fehlerquellen gibt es bei Blitzern?
Auch moderne Blitzer sind nicht unfehlbar. Fehler können entstehen durch:
  • falsch eingestellte oder nicht geeichte Geräte,
  • ungünstige Wetter- und Sichtverhältnisse,
  • Reflexionen durch andere Fahrzeuge, Leitplanken oder LED-Lichter,
  • falschen Aufbau oder Bedienungsfehler der Beamten,
  • Softwareprobleme und fehlende Herausgabe von Rohmessdaten.
Solche Fehler können einen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid begründen.

Kann man Blitzerfotos anfechten?
Ja. Ein Blitzerfoto muss den Fahrer zweifelsfrei identifizieren. Bei unscharfen Bildern, teilweise verdecktem Gesicht oder fehlender Bildqualität kann das Foto ungeeignet sein. Dann ist eine Ahndung schwierig oder sogar unmöglich.

Wie hoch sind die Strafen nach einer Blitzer-Messung?
Die Strafen richten sich nach dem Bußgeldkatalog Geschwindigkeit sowie danach, ob der Verstoß innerorts oder außerorts geschah. Möglich sind:
  • Bußgelder ab 20 Euro,
  • Punkte in Flensburg,
  • Fahrverbote von einem bis drei Monaten.

Lohnt sich ein Einspruch gegen einen Blitzer-Bescheid?
Ein Einspruch kann sich lohnen, wenn Zweifel an der Messung bestehen. Insbesondere bei ESO-Geräten, fehlenden Rohmessdaten oder Formfehlern im Verfahren haben Gerichte bereits Bußgeldbescheide aufgehoben. Nutzen Sie unsere kostenlose Erstberatung, um Ihren Fall prüfen zu lassen.

Wo stehen die meisten Blitzer in Deutschland?
Blitzer finden sich vor allem an Unfallhäufungsstellen, Autobahnen, Einfahrten zu Städten sowie an Gefahrenstellen wie Schulen oder Baustellen. Eine Übersicht aller Standorte finden Sie hier: Blitzer-Deutschland Übersicht.


Bußgeldbescheid erhalten? Messung prüfen lassen



Geräte‑A–Z


Quellen

  • Wikipedia: Geschwindigkeitsüberwachung – https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwindigkeits%C3%BCberwachung
  • Wikipedia: Rotlichtüberwachung – https://de.wikipedia.org/wiki/Rotlicht%C3%BCberwachung
  • Jenoptik – Übersicht Geschwindigkeitsüberwachung – https://www.jenoptik.de/produkte/verkehrssicherheit/geschwindigkeitsueberwachung
  • Jenoptik – Stationäre Geschwindigkeitsüberwachung – https://www.jenoptik.de/produkte/verkehrssicherheit/geschwindigkeitsueberwachung/stationaere-geschwindigkeitsueberwachung
  • Jenoptik – Enforcement Trailer – https://www.jenoptik.de/produkte/verkehrssicherheit/geschwindigkeitsueberwachung/enforcement-trailer
  • Jenoptik – Mobile Geschwindigkeitsmessung – https://www.jenoptik.de/produkte/verkehrssicherheit/geschwindigkeitsueberwachung/mobile-geschwindigkeitsmessung
  • ESO ES 3.0 – Geräteinformationen – https://www.es3-0.de/
  • Übersichtsseite Blitzerarten – https://www.bussgeldkatalog.org/blitzer/